Signale aus der Tiefe

Technology Review, 16. August 2010

Foto Die Frage ist nicht ob, sondern wann: Ein kleines Stück Erdkruste könnte den US-Staaten Oregon und Washington sowie der Provinz Britisch Kolumbien in Kanada verheerende Erdbeben bescheren. Denn vor den Küsten dieser Staaten liegt die Juan-de-Fuca-Platte. Die vergleichsweise winzige tektonische Scholle taucht unter die riesige nordamerikanische Platte ab. Immer wieder verhakt sie sich dabei oder biegt sich so sehr, dass sie bricht. Das ganz große Beben blieb bislang aus. Doch Forscher warten nur darauf, dass es hier gewaltig kracht - und dann vielleicht ein Tsunami auf die Millionenstädte Seattle und Vancouver zurollt.

Um die Gefahr besser einschätzen zu können, verfolgt Neptune das Rumoren in der Tiefe. Das weltweit größte und am weitesten entwickelte
Unterwasser-Observatorium der Welt registriert jede Sekunde, was die kleine Platte und was sich im Meer über ihr tut. Das Beobachtungssystem - seine Name steht für North-East Pacific Time-Series Undersea Networked Experiments - vor der Küste von Vancouver Island erfüllt einen Forschertraum: Die derzeit 17 Messstationen an vier Standorten bringen den Ozean ins Internet. Die zu einem riesigen Netzwerk gekoppelten Knotenpunkte umspannen ein Gebiet von etwa 200000 Quadratkilometern der Juan-de-Fuca-Platte. Wenn sich hier etwas rührt, haben Wissenschaftler überall auf der Welt die ...
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Pressefreiheit nützt nur, wenn es unbequeme Journalisten gibt.
(Gerhard Kocher, Schweizer Politologe)